Donnerstag, 15. Juni 2017

Wer ich bin und wie ich mein Leben vor den Baum fuhr

Reden wir nicht lange um den heißen Brei, denn wer diesen Blog fand, wird sicherlich schon wissen, wer ich bin: Starkev, oder Kevin, und was viele bestimmt auch schon mitbekommen haben: Ich bin depressiv.

Alles fing vor ungefähr drei Jahren an. Ich war (und bin wohl noch immer) schwer verliebt gewesen in ein Mädchen. So weit so normal, aber dann erfuhr ich in der letzten Schulwoche der neunten Klasse am Dienstag in der Hofpause, dass sie die Schule wechseln würde. Der Schock saß tief, gerade, wo ich dabei war, mich mit ihr anzufreunden. Ich verlor die Kontrolle über mich und schrieb ihr ziemlich dumme und verzweifelte Sachen übers Handy. Bis heute habe ich sie nie wieder gesehen. Das ist das Ereignis, dass meine Depression lostrat, ins Rollen bewegte. Nicht viel später, noch im Oktober des gleichen Jahres, kam dann jedoch ein Hoffnungsschimmer auf, als ich glaubte, eine Beziehung übers Internet einzugehen. Allerdings fing dieses Mädchen zwei Beziehungen auf einmal an und entschied sich, natürlich, nicht für mich. Auch hier kam der Rückschlag wieder sehr plötzlich, als sie mir das eines Tages einfach so erzählte.
Danach ging's so richtig los mit meinen Depressionen. Noten verschlechtern sich, die Lust an der Schule sinkt und sinkt. Durch die zehnte Klasse auf dem Gymnasium kämpfte ich mich noch, die Elfte begann ich auch noch, aber ich konnte es einfach nicht mehr aushalten. Noch mitten während der Elften brach ich die Schule ab. Anschließend hatte ich den Rest bis zum nächsten Ausbildungsstart für mich. Eine Zeit, in der ich mir um nichts Sorgen machte. Freundin? Egal, obwohl ich während der Schulzeit so verzweifelt nach einer strebte. Es war einfach die Zeit gekommen, in der ich glaubte, alles zu überwinden beziehungsweise überwunden zu haben.
Wie man sich irren kann. Nicht lange nach Ausbildungsstart begannen meine Sorgen erneut. Schlimmer als zuvor, mit heftigen Selbstmordgedanken bis heute. Es gab sogar einen Tag, an dem ich mit dem festen Ziel, mein Leben zu beenden, aufwachte und diesen Gedanken den ganzen Tag mit mir rumtrug.

Das ist ein Tag, auf den ich in diesem Blogbeitrag ausführlich eingehen möchte. Es war ein Tag, der nicht seltsamer hätte sein können, und dass obwohl nichts besonderes passierte, denn es war ein Ausbildungstag wie jeder andere auch. Die Nacht zuvor dachte ich lange darüber nach: Was würde sein, wenn ich es einfach beenden würde? Hier und jetzt? Ich wollte das alles nicht mehr und, zugegeben, ich bin ein Weichei, eine Mimose, ich ertrage nicht viel. Das Unglück, was ich all die Jahre mit mir herumtrug, schwappte aus dem Fass meines Leben einfach über. Nicht ein Tropfen Glück war da drin, dachte ich.
Die Busfahrt am frühen Morgen: 6.05 Uhr kommt der Bus, knapp 45 Minuten fahre ich mit ihm. Ans Fenster angelehnt, mit geschlossenen Augen, hatte ich den Entschluss gefasst. Ich würde es machen. Ich überlegte wie. Ich wollte einfach in den Wald rennen und erfrieren. Das war zur einer Zeit, wo es noch sehr kalt war. Um 7:00 Uhr komme ich an der Arbeit an, pünktlich zu Beginn. Kurz dem Ausbilder zugehört und dann das Handy geschnappt und meinen Freunden geschrieben, was ich vorhabe und den Messenger, mit denen ich mich mit ihnen unterhalte, im Anschluss gelöscht. Kurz entschied ich mich noch dazu, einen weiteren Freund, der in meinem Umfeld wohnt, darüber in Kenntnis zu setzen. An diesem Tag machte ich nichts auf der Arbeit. Ich vergaß die Welt um mich. Ich hasste alles und jeden. Ich kenne dieses Gefühl, wie einfach jegliche Lebensmotivation verschwunden ist, noch heute. Ich war nur noch eine Hülle. Es ist schon fast gruselig, wenn ich jetzt darüber nachdenke. In diesem Augenblick war ich schon fast glücklich darüber, es zu beenden. Ich freute mich darauf. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich freute mich darauf, mich umzubringen.
Feierabend - Ich laufe alleine zum Bus Richtung Heimat. Zu Anfang der Fahrt entschied ich mich doch dazu, den Messenger nochmal zu installieren und begann mit meinen Freunden zu reden. Im Anschluss darauf weinte ich noch während der Busfahrt und realisierte, wie dumm ich war.

Doch auch wenn ich schon längst verstand, dass das kein Ausweg ist, verliere ich diesen Gedanken nicht. Ständig und immer wieder ist das Verlangen da, ein heftiges Verlangen, zu sterben. Ich weiß selbst, wie abscheulich ich bin und kann es nicht ändern. Dass ich depressiv bin und meine Lebenssituation verabscheue und keinen Ausweg aus ihr weiß, hilft dabei natürlich kein Stück. Von daher will ich diesen Blog wiederbeleben und über das schreiben, was mir gerade so in den Sinn kommt. 

1 Kommentar:

  1. "Ich weiß selbst, wie abscheulich ich bin und kann es nicht ändern."

    OBJECTION!

    Versteh mich nicht falsch, ich will jetzt nicht so tun als könnte ich mich in deine Lage versetzen. Das kann ich nicht, ich kenne dich nicht gut genug um das zu können. Eines kann ich dir aber sagen: Du bist nicht abscheulich weil du dich umbringen wolltest. Das bist du ganz und gar nicht. Jeder hat Tiefpunkte in seinem Leben und bei einigen sind sie tiefer als bei anderen. Wieso? Weil die Welt einfach unfair ist. Das ist so, das will ich jetzt nicht romantisieren. Das Leben ist leider nicht immer so schön wie man es haben will. Und ganz ehrlich, ich war auch schon mal an einem Punkt an dem ich mich am liebsten umgebracht hätte. Ich hatte das Gefühl, keine wirklichen Freunde mehr zu haben. Die Uni hat mich nur gestresst, ich hatte das Gefühl, das ich es eh nicht schaffe, mal ganz von der Zeit nach dem Abschluss zu schweigen. Ich hatte und hab immer noch das Gefühl, dass mich die einzige Person, mit der ich jemals in einer Beziehung sein werde, vor 4 Jahren verlassen hat. Es gab Nächte in denen ich aufgekratzt im Bett lag und sehen wollte, ob man so lange die Luft anhalten kann bis man erstickt (geht nicht). Manchmal wär ich auf dem Weg zur Uni am liebsten vor den Zug gesprungen. Aber offensichtlicherweise tat ich es nie aus mehreren Gründen: 1. Das ist der arschigste Suizid den man machen kann, der Zugführer wird ein Trauma kriegen. 2.Es würde zu Trauer in meiner Familie führen 3. Ich gebe nur ungern auf 4. (jetzt kommt der wichtigste Punkt) Woher soll ich wissen, dass es nicht besser werden kann? Ich hab keine Glaskugel, ich kann die Zukunft auch nicht aus Karten, Knochen oder Cervisia lesen. Warum probiere ich es nicht einfach? Was habe ich zu verlieren? Um mich mal auf Butters aus South Park zu berufen: Nur durch die schlimmen Zeiten weiß man erst, was es heißt glücklich zu sein.
    So, nachdem ich den ganzen Kram jetzt geschrieben hab stellt sich eine Frage: Was will ich damit sagen? Es gibt immer schlechte Zeiten, das gehört zum Leben. Die Frage ist, was für Konsequenzen man daraus zieht. Wie hab ich z.B. darauf reagiert, dass meine Ex mich verlassen hat (neben den depressiven Gedanken)? Ich hab ihr auf meinem Handy als Klingelton den Schrei von Godzilla verpasst, sollte sie mich mal anrufen hab ich meinen Spaß. Und bevor die Antort kommt: Ja, die Aussage "Hey, sei doch einfach glücklich" ist bei einber Depression dämlich. Den Ratschlag will ich damit auch nicht geben. Ich möchte den Rat geben, dass man Konsequenzen aus seiner Situation zieht. Das kann sein, dass man sich einen kleinen Jux erlaubt. Man kann aber auch therapeutische Hilfe suchen. Was man tut muss man hier selbst entscheiden.
    Um auf den Beginn zurückzukommen: Du bist nicht abscheulich. Jeder hat seinen Tiefpunkt im Leben. Die Frage ist, wie man mit der Sache umgehen möchte, sei es nun Ablenkung, Hilfe oder sonst was. Aber bitte, bring dich nicht um. Ich bin mir sicher, dass Fortuna auch für dich noch schöne Zeiten parat hat.
    Ich finds ein wenig schade, dass du nicht in meiner Nähe wohnst. Ich spiel gern mit Leuten Videospiele um sie auf andere Gedanken zu bringen, das hätte ich dir dann angeboten. Aber ich hoffe du findest eine gute Alternative um dein Tief zu verlassen.

    -Impergatox

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