Dienstag, 7. August 2018

Vielleicht störe ich nur?

Der gestrige Post gibt mir zwei Gründe, heute direkt einen weiteren zu verfassen. Zuerst der simple Grund: Ich habe schlicht wieder Lust bekommen. Und nun der kompliziertere Grund: Ich habe direkt das Gefühl bekommen, ob ich nicht die Gastgeber meines Würzburg Aufenthalts nerve? Mein Selbstwertgefühl ist in den letzten Monaten absolut in den Keller gerutscht und ich habe das Gefühl, nichts mehr auf eigenen Beinen stemmen zu können. Alleine schon bei dem Angebot, nach Würzburg zu kommen, was mir gemacht wurde und ich nicht einmal selbst äußerte, dachte ich: "Ich würde euch nur stören" und diese Gedanke blieb bis ich dort war und zeigte sich auch hin und wieder. Jedes Mal bei der Frage, was man nun machen wolle, habe ich kaum einen eigenen Gedanken geäußert, weil ich mich nicht traute, weil ich Angst hatte, mich aufzudrängen. Die Frage kam immer wieder auf und ich sagte nur "Ja" zum ersten, was von jemand anderem vorgeschlagen wurde. Danach dachte ich mir nun: "Was ist, wenn ich durch mein nicht vorhandenes Selbstwertgefühl nervig wirkte?". Das war quasi direkt der nächste Gedanke, der nur dazu da war, mich runterzumachen. Fast würde es so klingen, als könne ich diese Gedanken kontrollieren, aber so ist es ja leider nicht. Das kommt automatisch.

Was auch immer ich tue, ob ich nun meinen eigenen Willen zeige oder mich zurückhalte, ich fühle mich so, als würde ich stören. Ich rede mich klein. Ich habe nicht nachgefragt. Ich weiß nicht, wie sich meine Gastgeber fühlen, aber nachdem ich jetzt ein paar Tage dort war und danach noch zwei, drei Tweets mit ihnen getaggt verfasste, dachte ich bereits, ich würde sie wieder nerven. Wahrscheinlich aber eher nicht, oder? Nachzufragen erscheint mir aber auch wieder so, als würde ich nur stören. Eine unendliche Zwickmühle, stattdessen werde ich weiterhin mit dem Gedanken leben, etwas falsch zu machen, weil mein Kopf das anscheinend so mag.

Warum bin ich so? Auf Twitter bin ich die größte Spammerin, die wohl einige von euch kennen, aber sobald es persönlicher wird, verstumme ich, da ich sofort die Angst bekomme, auch nur ein Wort zu viel zu sagen. Auch wenn man mir das nach meiner Vergangenheit vielleicht nicht glauben mag, ist das wenigste, was ich möchte, jemand anderen zu verletzen, zu stören oder sonst wie negativ aufzufallen. Am liebsten hätte ich eine weiße Weste, doch ich selbst sorge auch leider wieder und wieder dafür, dass ich das wohl niemals haben werde. Es ist ein Kampf gegen mich selbst, den ich führe und hoffentlich bin ich mit folgender Bitte nicht zu aufdringlich, doch ich wünsche nur, dass die Leute, die dies hier lesen, mir bei Interaktionen miteinander sagen, ob ich nun störe oder nicht.

Ich weiß, ich weiß. Dauerhafte Bestätigung dafür zu bekommen, nicht zu stören, ist auch kein Heilmittel, aber vielleicht hält's mich zumindest so lange auf den Beinen, bis ich wieder von alleine stehen kann. Bis ich wieder weiß, was ich Wert bin.

Montag, 6. August 2018

Ein neues Gefühl - Über das, was ich misste

"Internetfreunde sind keine wahren Freunde" werdet ihr schon öfters erzählt bekommen haben, oder? Ich zumindest oft genug. Und selbstredend sind all diese Leute, denen ich meine tiefsten Geheimnisse anvertrauen kann, Menschen, denen ich zu vertrauen lernte, keine wahren Freunde; so ein Quatsch, was? Vertrauen macht ja überhaupt keine Freundschaft aus, habe ich Recht? Wer braucht so etwas Unnützes schon?
Ich hoffe, ihr merkt, dass ich scherze. Schon seit Jahren habe ich keine Freunde in meinem Umfeld und flüchte mich stattdessen ins Internet, um Kontakte zu knüpfen und das Vertrauen von anderen zu gewinnen, genauso wie ich ihnen zu vertrauen lerne. Darauf baut Freundschaft in meinen Augen am meisten auf; dass man offen miteinander sein kann. Daher verteidige ich schon lange, dass Internetfreunde wahre Freunde sind. Ich verbringe viel Zeit mit diesen Leuten und rede mit ihnen über intimste Sachen; wie sonst sollte ich diese Leute betiteln wenn nicht "Freunde"? Und ich habe immer gedacht, das würde mir genügen. Ich bräuchte keine Nähe. Ich bräuchte nur das Gespräch. Doch da lag ich wohl falsch.

Nun versteht mich hier aber bitte nicht so falsch, wie ich lag - Ich bleibe dabei und sage, dass Internetfreunde genauso viel Wert sind wie "reale" Freunde. Nur habe ich letztens etwas erlebt, was mir neu war. Ich spürte völlig neue Gefühle, die ich so noch immer nicht ganz erfassen kann. Für knapp eine Woche war ich bei Freunden in der sehr ansehnlichen Stadt Würzburg; für mich als Landei eine Metropole; und habe sehr viel schöne Zeit mit ihnen verbracht. Sei es vor der Nintendo Switch bei Mario Kart, You Don't Know Jack oder lauter gemeinsamer Stunden nebeneinander sitzend bei Octopath Traveler. Während es passierte, war ich mir darüber nicht bewusst, aber sobald ich durch den Türspalt des Hauses meiner Familie trat und quasi wieder "zu Hause" war, bemerkte ich: Ich vermisse diese Nähe. Sofort brach ich in Tränen aus, ging auf die Knie und schrie vor mich hin: "Ich will nicht". So richtig habe ich es in diesem Moment nicht verstanden, was da mit mir passierte. Normalerweise unterdrücke ich meine Gefühle, da ich mich nicht traue, diese rauszulassen und genauso habe ich niemanden, an dessen Schulter ich mich ausweinen könnte. Doch dort in Würzburg bei diesen Freunden konnte ich das. Ich bekam eine Umarmung, ich bekam Kekse - Ich bekam Zuneigung. Mit Zuneigung meine ich auch nicht die Beachtung, die mir im Internet geschenkt wird, sondern etwas sehr spezielles, etwas, was schwer in Worte zu fassen ist. Zum ersten Mal konnte ich vor den Augen anderer weinen und über meine Probleme reden und sobald ich zu Hause war, machte es Klick. Das hat mir die ganze Zeit gefehlt, diese Nähe und Zuneigung. Ich vermisse sie jetzt schon. In meinem eigentlichen Leben bekomme ich so etwas nicht. Hier fühle ich mich einsam, Stunde um Stunde. Eine Stimme auf dem Ohr ist eben nicht das selbe wie diese Nähe.
Würde mich das zu einem extrovertierten Menschen machen? Ich hatte nämlich die schönsten Tage meines Lebens dort und hatte das Gefühl, die Zeit würde stehen bleiben und ich brauche keine Sorgen mehr zu haben. Ich hatte mich in der Nähe dieser Leute erholt. All die Jahre dachte ich, dass ich Erholung nur zu Hause bekomme, wenn ich mich, nicht wortwörtlich nehmen, in mein Zimmer sperre und auf meinen Monitor glotze. Denn im Prinzip mache ich mein Leben lang nichts anderes. Ich selbst weiß, dass das nicht gesund ist und ich selbst möchte das auch eigentlich nicht, aber ich lebe im Niemandsland, wo es leider nichts zu tun gibt und wo es niemanden gibt, dem ich vertrauen kann.

Ich fühle mich gerade etwas melancholisch. Das ist für mich natürlich üblich. Melancholie umgibt mich quasi dauerhaft, aber ich habe das Gefühl, es ist anders als sonst. Ich weiß nun, was mir all die Zeit lang fehlte und doch weiß ich nicht, was ich dagegen machen kann. Ich hoffe, einen Zukunftsblick bei meiner Therapeutin am Freitag zu bekommen, aber selbst das Warten auf diesen Termin fühlt sich gerade wie eine Ewigkeit an. Dieses Gefühl hatte ich so noch nie. Es ist, als würde ich gerade nach nichts dringender verlangen, als diese Nähe zu haben. Immer nur dachte ich, dass Menschen für mich nur zum Vertreiben meiner Zeit gut sind, aber erstmals fühle ich mehr als das. Oder sagen wir, dass ich erstmals auf eine ehrliche Art und Weise denke, dass ich mehr als das fühle, denn schon immer wieder gab es Momente, mit denen ich dachte, besonderes zu verbinden und dennoch passierte nichts.
Ob nun etwas passieren mag? Ich weiß es nicht. Ich kann leider nicht in die Zukunft blicken, aber gerade gibt es eine Sache nach der nächsten, die mich motiviert. Und diese Tage in Würzburg sind dabei sehr wichtig für mich.