Freitag, 8. September 2017

Liebe als Ausrede

Obwohl ich gerade einmal 18 Jahre alt bin, war ich schon in sieben Mädchen verliebt. Verliebt, was heißt das überhaupt? Was ist Liebe überhaupt?, ist nicht umsonst eine berühmte Zeile, die gerne in Film und Fernsehen Verwendung findet. Wann weiß man, was Liebe ist? Kann ich wirklich behaupten, in diese sieben Mädchen verliebt gewesen zu sein? Nein, allerallerhöchstens in zwei von ihnen. Der Rest diente mir als Ausrede. Als Ausrede wofür? Als Ausrede, um am Leben zu bleiben.

Ihr wundert euch vielleicht, was genau das bedeuten soll, aber die Erklärung ist eigentlich einfach. Ich habe schon lange keinen Sinn mehr in meinem Tun gesehen. Die Schule war für mich nur eine Zeitverschwendung. Ich sah keinen Sinn darin, mich sieben Stunden am Tag mit Zeug vollquatschen zu lassen, dass ich in meinem späteren Leben sowieso nicht brauchen werde. Das sah ich seit der siebten Klasse so und sehe immer noch ein großes Problem an der Schule und wie uninteressant sie ist, aber das ist ein Thema für einen völlig anderen Post. In dieser Zeit hatte ich keinen wirklichen Sinn weiterzumachen verspürt, auch wenn ich es muss, weil das System es mir vorschreibt, aber auch im Weitermachen im Leben, da die Schule mir jede Zeit zu nehmen schien, obwohl das natürlich nicht der Fall war. Da kam meine Ausrede in Kraft. Meine Ausrede, die mich motivierte, überhaupt noch irgendetwas zu tun und dem Leiden nicht gleich ein Ende zu setzen. Daraufhin redete ich mir also ein, in ein bestimmtes Mädchen verliebt zu sein. Es gab mir einen Grund, etwas zu tun. Vielleicht etwas zu erreichen. Etwas erreichen bei dieser Person und damit vielleicht auch bei mir. Dass dies nie zu einem Ergebnis führte, hat der ein oder andere vielleicht schon mitbekommen. Glück in der Liebe hatte ich nie, aber das machte nichts. Hatte ich den Ball komplett verspielt, konnte ich mich einfach in die Nächste verlieben. Diese Personen waren eine Art Ziel für mich und keine Personen mehr und das nun rückblickend zu verstehen, ist ziemlich schmerzhaft.

Auch wenn es da eine Ausnahme gab, über die ich bereits in meinem ersten Blogpost berichtete. Diese Ausnahme, auch wenn es schon drei Jahre her ist, sie nicht mehr gesehen zu haben, sitzt bis heute tief. Und vor allem danach wurde es schlimm mit diesen Ausreden. Davor war es eigentlich nur einmal der Fall, erst nachdem verliebte ich mich quasi im Drei-Monatstakt. Es musste schnell gehen. Irgendwas musste jetzt passieren, redete ich mir ein. Das sorgte nur dafür, dass ich tiefer und tiefer in meinen Depressionen verschwand, weil ich mich gar nicht mehr darum kümmerte, ich selbst zu sein, sondern mich für andere zu verstellen, da ich auch hoffte, diese anderen könnten mich reparieren. Ich wusste damals schon, dass mit mir etwas nicht stimmte, aber ich konnte nicht den Finger darauf zeigen, was es war. Nun sitze ich hier, verliebte mich schon seit zwei Jahren nicht mehr und bemerke langsam, dass es mir fehlt. Mir fehlt dieses wunderbare Gefühl und eine Person, der ich dieses Gefühl widmen kann, was mich seit ein paar Wochen wieder deprimiert stimmt. Warum ist Liebe so kompliziert?

Sonntag, 9. Juli 2017

Von Geduld und Zeitverschwendung

18:20 Uhr, mit der Familie am Essenstisch sitzen und ... warten. Ich esse abends nichts, mache mir nur Brote für die Arbeit. Aber die anderen genießen schön, lassen sich Zeit. Minute um Minute vergeht, in der ich dasitze und nichts tue. Aufstehen und gehen kann ich nicht: wäre unhöflich. Zeit schwindet, Zeit, die ich gerne für irgendwas sinnvolleres nutzen würde, auch wenn es nur Zocken oder Anime schauen wäre, aber Hauptsache irgendwas machen. Ist das nicht schlimm? Schlimm, schlicht nichts machen zu können? Ich erinnere mich an Veranstaltungen, zu denen mich meine Eltern mitschleiften, dann aber nur Minuten oder Stunden herumstanden und nichts - wirklich nichts - taten. Wieso tut man sich das an? Das Nichtstun? Ist Nichtstun auch ein Tun? Doch wieso sollte man sich Nichtstun antun wollen?

Ich habe ein gemischtes Verhältnis mit dem Wort Geduld. Ich kann durchaus geduldig sein. Ich kann mir Sachen antun, an denen ich Spaß vermuten würde, selbst wenn sie mich nicht interessieren. Und, vielleicht erinnert man sich noch an den Blogpost "Die Unfähigkeit des Interesses", dass das nicht vorhandene Interesse oft bei mir der Fall ist, dürfte bekannt sein. Genauso auf Veranstaltungen, auf die mich meine Eltern zerren. Nur kann ich da meist nicht mal Spaß vermuten und dann kann ich auch nicht warten. Ich bin ein Mann mit vielen Hobbys - Anime schauen und dazu Content machen, Videospiele spielen und dazu Content machen, Videospiele machen, Geschichten schreiben - alles sehr zeitaufwändig, also kann ich nicht warten. Einfach nichtstun wäre ein Vergehen an meiner Ehre der Produktivität. Denn das will ich sein: produktiv. Man könnte meinen, das funktioniert nicht immer, denn es gibt auch Tage, an denen auch ich mal einfach nur ausruhen möchte, aber selbst dieses Ausruhen verbinde ich mit Produktivität. Anime schauen bringt mir etwas: Ich kann danach im AnimeSlam Podcast darüber reden. Videospiele spielen bringt mir etwas: Ich kann eventuell was dazu schreiben oder mich mit anderen darüber austauschen, auch in eventuellen Podcasts, und lernen für das Machen meiner eigenen Spiele tue ich dabei auch. Im Prinzip mache ich alles, um produktiv zu sein. Das Schreiben von Blogposts zählt auch unter Produktivität, weil jeder fertige Beitrag auch ein fertiges Produkt ist. Das heißt, ich habe etwas erreicht, ist ein Blogpost fertig.

Könnt ihr das? Einfach Zeit verschwenden? Wie ich eben sagte: Ich nicht. Und ich verstehe auch nicht wirklich, wie das gehen soll. Selbst Sport sehe ich als Zeitverschwendung an. Ich mache keinen Sport, weil es mich nicht interessiert und ich damit nur Zeit verschwenden würde, die ich in irgendetwas produktives stecken könnte, etwas, dass ich mit euch teilen will - wie Videos oder Blogposts. Nur am Joggen fand ich letztens irgendwie Gefallen. Sachen, die mir, wie auch immer das funktioniert, Spaß machen, sehe ich jedoch nicht als Zeitverschwendung. Spaß ist auch ein Produkt, was mir etwas bringt - Spaß nämlich. Das ist wichtig. Was wäre eine Welt ohne Spaß? Hach, ich denke, das hat nur wieder alles mit meiner Unfähigkeit des Interesses zu tun. Ärgern über Zeitverschwendung würde ich mich sicherlich weniger, würde es mehr Dinge geben, die mich interessieren. So wie andere Menschen zum Beispiel. Wobei, es gibt Menschen, die mich interessieren, nur die, zu denen ich gezwungen werde, nämlich meine Familie, interessieren mich nicht. 

Sonntag, 2. Juli 2017

Wenn Krankheiten dein Leben bestimmen

Nun ja, nicht mit meinem Kopf gibt's eine Menge Probleme, sondern auch mit meinem Körper. Seit Kindertagen bin ich äußerst empfänglich für Krankheiten, doch konnte ich diese in der Grundschulzeit zumindest noch "ignorieren". Aber bis zum heutigen Tage hat sich da einiges geändert.

Ab der 8. Klasse war es, wo mir häufig übel wurde und ich häufig Bauchschmerzen hatte. Meistens bildete ich sie mir ein. Ich weiß nicht warum. Ob es aus irgendwelchem Stress war, ob ich irgendeinen Angst hatte - keine Ahnung. Da ließ ich mich häufig aus der Schule abholen. Nervig, sowohl damals als auch, wahrscheinlich noch mehr, heute. Ich hatte viel versäumt und musste so häufig Sachen nachholen, dass ich darauf irgendwann auch keine Lust mehr hatte und aufhörte damit, die Sachen überhaupt nachzuholen. Irgendwie würde ich es verstehen, dachte ich, und wenn nicht, dann ist es halt so. Das war auch der Moment, wo mir zum ersten Mal Noten egaler und egaler wurden. In einem noch folgenden Artikel werde ich auf meine psychischen Probleme zu dieser Zeit eingehen, denn das war noch vor meiner Depression. Als mir dieses Mädchen dann auffiel, das, was später die Schule verließ, welches Ereignis in mir die Depressionen auslöste - als ich sie bemerkte, ging es mir wieder besser. Ich machte mir wieder Gedanken um Noten und ich hatte auch weniger gesundheitliche Probleme.

Sie ging und tiefer hätte ich nicht sinken können. Wegen jeder kleinsten Krankheit blieb ich nun zu Hause. Meine Eltern nervte es, mich auch. Aber auch der Weg zur Schule nervte mich. Ich entwickelte Schlafprobleme. Ich hatte das Problem, dass ich abends sehr viel Zeit auf der Toilette verbringen musste, was mir jeglichen Schlaf raubte und damit mein allgemeines Wohlbefinden langsam zerstörte. Dann brach ich die Schule ab. Das Problem behob sich mit der Zeit in meinem freien Jahr ... Na gut, es veränderte sich. Ich musste nun nicht mehr lange nachts auf Toilette, sondern bekam schwerwiegende Verdauungsprobleme, die mich bis heute plagen. Das heißt, wenn ich auf Toilette muss, dann für sehr lange - Eine Stunde, manchmal länger. Diese Stunde wurde eingeplant in meinen Morgen. Ist sie auch heute noch. Ich muss früh raus, kurz nach sechs fährt mein Bus, und um meinen Morgen zu schaffen, stehe ich um 4 auf. Ja, um 4. Zwei Stunden nehme ich mir frühs, die meiste Zeit davon sitze ich auf der Toilette wegen meiner Verdauungsprobleme. Und leider ist diese Zeit so früh, dass meine Verdauung wohl noch nicht richtig aktiv scheint. Viel zu häufig ist es, dass (ich hasse es, dass zu sagen, deswegen versuche ich es, zu umschreiben) nicht viel passiert. Danach habe ich den ganzen Tag Bauchschmerzen. Den ganzen Tag. Was viel zu ablenkend ist, vor allem auf der Arbeit. Ich weiß nicht, warum ich dieses Problem habe. Ich hasse es. Es raubt mir eine Stunde Schlaf. Ich war bei mehreren Ärzten, aber die haben keine Ahnung. Liegt es an der Ernährung? Keine Ahnung, ich esse nichts, was ich nicht schon vor Jahren aß. Auf jeden Fall macht es mir den Tag nicht einfach. Vor allem werde ich nervös, wenn frühs nicht viel passiert, weil ich dann nicht weiß, wann es wieder soweit ist. Wann ich dann wirklich auf Toilette muss, für eine Stunde. Diese Nervösität macht mir den Tag dann nur noch schwerer. Bauchschmerzen und nervös sein: Das ist definitiv keine gute Kombo.

Dienstag, 27. Juni 2017

Die manipulierte Stimme

Wann ist eine Meinung wirklich die eigene? Im letzten Blogbeitrag berichtete ich von meinen Problemen zur Verständigung in Diskussion und von Anpassungen an Meinungen, aber woher kann man sich wirklich sicher sein, wann die eigene Meinung auch tatsächlich die eigene ist? Wir alle haben mal bei Null angefangen, bei Alter 0, der Geburt, wo wir als charakterlose Hülle auf die Welt kommen und Familie und Bekannte anfangen, den Charakter zu formen. Wenn man dann erstmal im Kindergarten und danach in der Schule ist, ist es völlig vorbei mit einer kontrollierten Entwicklung. Auf ein Kind prasselt so viel Zeug ein, dass richtig und falsch wohl in jungen Jahren kaum zu unterscheiden sind. Aber kann ich mir wirklich sicher sein, dass das nur im Kindesalter so ist? Prasselt nicht täglich noch neues Zeug auf mich ein, was mich weiter beeinflusst?

Nach einem Meinungsaustausch letztens sehe ich mich jetzt zum ersten Mal damit konfrontiert, meine eigene Ansicht zu hinterfragen, da ich nur etwas wiedergab, was man mir selbst so eintrichterte, jedoch was mir auch half. Ist es nun aber richtig anzunehmen, dass nur weil es mir half, es auch anderen helfen wird? Eher nicht so, was? Jeder Mensch ist anders, ein eigenes Individuum, aufgewachsen in anderen Umständen, mit anderen Menschen, die wiederum etwas anderes erlebten als ich - Die Kette könnte man bis zum ersten Menschen stricken. Die Einstellung eines Menschen kommt nicht von einfach so. Genauso wenig wie meine Ansicht von einfach so kommt - Ich bin kein Gott der ultimativen Meinung und Ansicht, der bestimmt, was richtig und was falsch ist.

Doch wann kann ich dann noch stur bei meiner eigenen Ansicht bleiben? Wann kann ich um etwas kämpfen, hinter dem ich stehe, wenn ich doch nun gar nicht mehr verstehe, was wirklich meine Gedanken sind? Ich meine, was wäre, wenn ich etwas verteidige, aber später noch merke oder verstehe, dass meine Ansicht vielleicht doch nicht so gut ist, weil sich meine Meinung wieder verändert hat? Ist das egal? Kann ich einfach um etwas kämpfen und später wieder eine andere Meinung haben? Ich würde Ja sagen. Wir sind Menschen und wir können bis zu 100 Jahre alt werden. Dabei erleben wir immer wieder neue Dinge, begegnen neuen Menschen mit anderen Ansichten und können uns dabei weiterentwickeln - genauso wie es unsere eigene Meinung tut. Eigentlich ist die eigene Meinung manipuliert, sie verändert sich immer wieder aufgrund fremder Einflüsse (es sei denn, man ist sehr geübt im stur sein), nichts desto trotz sind es Gedanken, die aus unserem Kopf stammen. Dementsprechend sind es doch unsere Meinungen, oder nicht? Egal, ob fremde Einflüsse auf uns prallen und auch wenn du nur etwas eins zu eins wiedergibst: Was aus deinem Kopf kommt, ist deine Meinung. Steh hinter ihr oder verändere diese. Mach, was du willst mit deiner Meinung.

Samstag, 24. Juni 2017

Was bedeutet eine Meinung schon?

Keine Ahnung. Seitdem ich im Internet unterwegs bin, hat sich meine komplette Vorstellung vom Meinungsaustausch und von Diskussionen so sehr verzerrt, dass ich nicht mehr weiß, wann ich recht habe, wann etwas unterschiedliche Geschmäcker sind oder wann ich falsch liege. Und ich glaube, Twitter ist mein größtes Problem dabei. Auf keiner anderen Social Media Plattform verbringe ich so viel Zeit wie Twitter - Twitter ist immer da. Und da teile ich nun mal gerne meine Meinung mit, weil dafür ist es ja auch da. Aber 140 Zeichen pro Nachricht sind wohl nicht unbedingt die beste Diskussionsgrundlage, was? Es passiert einfach viel zu häufig bzw. jedes Mal, wenn ich etwas tweete, dass alle anderen anderer Meinung sind. Auch wenn ich meine Ansicht versuche ausführlich zu begründen, kommen Nachtritte ohne Ende - denke ich. Ich habe keine Ahnung, wann meine Botschaft ankam oder nicht. Ich habe keine Ahnung, wann jemand versucht, mir einfach nur seine Meinung mitzuteilen oder einfach meine Ansicht in den Boden zu treten. Ich verstehe das alles nicht.

Früher in der Schule hatte ich zwei Jahre lang Diskussionsunterricht - Ja, das war ein Fach bei uns. Und ich habe mich immer aktiv beteiligt, fleißig 1er Noten bekommen, andere Meinungen anhören und akzeptieren können, meine Meinung ausführlich darlegen können, sodass andere mich verstanden und das auch zum Ausdruck brachten, sowie ich zum Ausdruck brachte, wann eine Meinung bei mir ankam. Aber heute scheint das alles wie verschwunden und ich weiß nicht, ob das an mir oder meinem Umfeld liegt. Ich kann andere irgendwie nicht mehr beurteilen. Wann reden andere einfach nur Dünnpfiff? Wann reden sie ziemlich cleveres Zeug? Wann haben wir einfach nur unterschiedliche Geschmäcker? Was ist objektiv und subjektiv in dieser Welt? Wie soll ich mich überhaupt noch verständigen können, wenn ich die Grundlagen der Diskussion in dieser heutigen Zeit einfach nicht mehr verstehe?

Dabei ist auch gravierend, dass ich mich selbst nicht mehr beurteilen kann. Ich habe völlig den Sinn dafür verloren, wann ich selbst einfach nur Dünnpfiff rede und vielleicht einfach nur mal mit offenem Ohr zuhören sollte. Zugegeben, ich bin ein wenig stur (bei manchen Themen auch etwas sehr dolle), aber ich versuche, das so gut wie möglich zu unterdrücken, um andere Meinungen zu hören. Ich habe bei Diskussionen heutzutage einfach nur noch Angst, dass ich jemanden verärgere, weil das würde ich niemals wollen. Eigentlich hasse ich ja Menschen, aber ich liebe sie auch. Und ich liebe es, mich mit ihnen zu verständigen oder sie einfach nur dabei zu beobachten, wie sich andere gut verständigen. Freude finde ich gut. Wenn zwei sich darüber austauschen, wenn sie etwas nicht mögen, finde ich das auch gut. Aber ich habe einfach nur noch Angst, wenn es zu unterschiedlichen Meinungen kommt. Ich will doch, dass mich jeder mag. Ja, das klingt, als würde ich nur nach Aufmerksamkeit buhlen und ja: Das verdammt nochmal tue ich auch. Manchmal hätte ich nämlich einfach nur gerne Bestätigung. Doch irgendwie kommt's dazu nie, da ich stets eine andere Meinung als andere habe. Wenn es dann mal ausnahmsweise so weit kommt, dass jemand meiner Meinung ist, dann fällt mir ein riesengroßer Stein vom Herzen, weil ich ja doch nicht so verkorkst scheine. Das hat jedoch auch noch eine weitere Folge, mein Buhlen nach Bestätigung, und zwar passe ich mich mittlerweile regelmäßig anderen Meinungen einfach an, auch wenn sie nicht meine eigene ist. Wie gesagt, ich will mich mit anderen verstehen und ich will auf keinen Fall einen Streit auslösen. Ich weiß nur nicht, wann etwas ein Streit ist oder eine Diskussion. Gerade auf Twitter wirkt alles so auf den Punkt gebracht, dass ich viele Formulierungen eigentlich ziemlich aggressiv finde, auch wenn ich eigentlich weiß, dass sie um Längen nicht so gemeint sind. Diskussionen sind komisch. Ich auch.

Donnerstag, 22. Juni 2017

Der Geist, der mich plagte

Jetzt wird's für den ein oder anderen vielleicht etwas surreal, aber so ist es tatsächlich gewesen. Erinnert ihr euch daran, wie ich erzählte, was der Ursprung meiner Depression sei? Das Mädchen, das nach der neunten Klasse die Schule wechselte? Danach ging's ja mit mir bergab und das Ganze wurde untermauert durch Wahnvorstellungen. Diese hielten länger als ein Jahr lang an. Das erste Jahr über, also die komplette zehnte Klasse lang, sah ich sie nur. Manchmal, tauchte eine Erscheinung von ihr einfach so auf. Und das war egal, wann das war. Ob ich nun in der Schule saß oder zu Hause und mit meinen Freunden CSGO gespielt habe - Sie stand dann einfach da, manchmal einfach hinter meinem Schreibstuhl, manchmal irgendwo auf dem Schulgelände, andere Male irgendwo in der Stadt. Es war so, als würde dauerhaft jemand über meine Schulter schauen. Anfangs beachtete ich das nicht wirklich, nahm es nicht wirklich wahr, aber es wurde mit der Zeit schlimmer und schlimmer. Meine Sehnsucht nach ihr wurde stärker und stärker. Dann hörte ich ihre Worte. Ihre Worte waren nie sehr gehaltvoll. Oftmals erinnerte ich mich an Momente, in denen ich sie reden hörte und die zur Situation passten, später aber wurden es eigene Sätze, die sich mein Unterbewusstsein ausdachte. Lange Zeit erzählte ich niemandem davon, weil ich nicht wollte, dass mich jemand für verrückt erklärt, aber irgendwann zerbrach ich komplett.

In den Sommerferien 2015 hatte ich meinen Tiefpunkt erreicht. Ich saß auf einer kleinen Erhöhung einer alten Scheune mitten in der Kleinstadt und da sah ich sie neben mir sitzen. Im Prinzip war sie immer noch nicht durchgängig da, doch war es so, als würde sie immer wieder aufblitzen. Ich führte ein Gespräch mit ihr. Ich redete mit ihr. Und in meinen Gedanken antwortete sie mir. Was habe ich da nur getan? Ich habe ... mit etwas geredet, was es nicht gab. Das ist komisch. Am Abend bemerkte ich selber, dass es vorbei ist mit mir. Dass ich vollkommen den Verstand verloren hatte. Ich hasste mich selbst nur umso mehr, als ich merkte, ich würde mit einem Geist reden.

Jedoch irgendwann wollte ich diesen Geist nicht mehr loswerden. Ich wollte, dass sie da ist. In meiner Nähe. Dass wenigstens einer in meiner Nähe ist. Ich fühlte mich einsam und zurückgelassen und da war sie meine letzte Stütze. Ich fing an, regelmäßig mit ihr zu reden. Über alles mögliche, was mir gerade in den Sinn kam. Ich kann nur nicht mehr sagen, wie es aufhörte. Irgendwann war es einfach weg. Dieses ewige Verlangen nach ihr. Wenn ich sie heute sehen würde, würde ich zwar ziemlich sicher direkt in Tränen ausbrechen, aber das Verlangen nach diesem Geist verschwand einfach so. Ich hatte angefangen, ein Manuskript für einen Film dazu zu schreiben. Vielleicht half mir das beim Verarbeiten der Situation. Auf Wattpad existiert eine als Kurzroman verpackte Version davon, die ihr erreicht, wenn ihr auf diesen Satz klingt.

Sehnsucht ist ein unglaublich mächtiges Gefühl. Das hätte ich so nie erwartet. Ein Geist, den ich sehe? Mit dem ich rede? Hölle, das klingt sogar jetzt noch verrückt für mich. Aber lasst euch eines gesagt sein: Auch wenn ich glaube, dass nicht viele so ein Problem haben, sollten die wenigen, die es haben, darüber reden. Und wenn ihr nicht mit anderen darüber reden wollt, dann doch vielleicht mit euch selbst? Verarbeitet eure Sehnsucht irgendwie. Ein Kurzfilm, eine Geschichte, ein Buch, ein Hörspiel, ein Theaterstück, ein Gemälde - Ganz egal, was ihr könnt, das hilft vielleicht. Ich kann für nichts garantieren - bin ja kein Therapeut - aber mir half es zumindest. Auch wenn ich diese Sehnsucht nach wie vor habe, habe ich zumindest das Kontrollieren gelernt.

Dienstag, 20. Juni 2017

Die Unfähigkeit des Interesses

Interesse für etwas haben, sich interessieren, sich für etwas faszinieren, Gefallen an etwas finden - Das sind Sachen, um die ich andere beneide. Ich kann für so gut wie gar nichts mehr Interesse aufbauen. Es deprimiert mich. In Gesprächen mit meinen Freunden heißt es von meiner Seite aus viel zu häufig: "Okay." oder ich hinterlasse nur ein Smiley. So gerne ich mit ihnen reden würde, es interessiert mich einfach nicht, was sie mir mitteilen. Aber nicht nur bei meinen Freunden ist das so. Auch bei mir selbst. Es gibt schon ein paar Dinge, die ich gerne an mir ändern würde: 10 Kilo abnehmen, mehr Veranstaltungen besuchen, neue Menschen kennenlernen und mehr Kontakte pflegen - Im Endeffekt interessiert es mich aber einfach nicht. Ich denke kurz darüber nach und schon ist es vergessen. Und nein, ich habe nicht einfach nur einen riesengroßen inneren Schweinehund zu überwinden, da ich eigentlich dazu in der Lage bin, mich für etwas zu überwinden, aber wenn man komplett vergisst, wer man ist und was man will, dann ist das nicht so einfach. Zum Beispiel, noch während ich das hier schreibe, kriege ich eigentlich hilfreiche Tipps, wie ich neue Menschen kennenlernen könnte, ich habe sogar selbst darum gebeten, und jetzt habe ich überlegt, wie ich mich da schon wieder rausrede bzw kamen direkt Bedenken in mir an: "Eigentlich interessiert's mich nicht." oder "Das wird doch eh nie was." oder "Aber das geht deshalb, deshalb und deshalb nicht." - Ich habe nicht mal aktiv nach einer Ausrede gesucht. Letzteres kam gerade einfach so. Und weil ich das bemerkt habe, schreibe ich jetzt zurück und bedanke mich für die Tipps.

So, erledigt. Ist das überhaupt noch Desinteresse am eigenen Selbst oder will ich mich einfach nur selbst behindern? Ich meine, wie gesagt, die Ausreden - die schossen sofort durch meinen Kopf, ohne dass ich darüber nachdachte. Verachte ich mich selbst im Inneren noch mehr, als ich es sowieso schon tue? Ich habe keine Ahnung. Eigentlich nerve ich mich nur noch selbst. Alleine, dass ich diesen Blogpost hier schreibe, nehme ich schon wieder als Zeitverschwendung wahr und will mit diesem ganzen Bloggedöns schon wieder aufhören, weil ich denke, es liest eh keiner - Meine Aufrufzahlen sagen nur was anderes. Und ich habe eure Reaktionen hier und auf Twitter auch mitbekommen. Keine Ahnung, warum ich schon wieder so denke. Ich zwing mich einfach weiter, das hier zu schreiben. Letzten Endes soll es mir ja helfen.

Das Interesse - Wie macht man das? Wie macht ihr das? Wieso interessieren euch manche Dinge? Wieso andere nicht? Ich selbst kann es nicht verstehen, wenn mich etwas interessiert, vor allem da das, wie eingangs erwähnt, nicht häufig vorkommt. Ich verstehe diese ganze Sache um Interessen und Geschmäcker irgendwie nicht. Natürlich akzeptiere ich jeden Geschmack (auch wenn ich mich manchmal zu sehr in meinem Hass oder meiner Euphorie verliere, lasst euch davon bitte nicht stören), aber ich frage mich, wie das psychologisch funktioniert? Ein Mensch baut doch nicht grundlos Interesse für irgendwas auf? Hängt das mit Erziehung zusammen? Müsste man ja von ausgehen, oder? Nur bei meinen Interessen verstehe ich nicht, wie es zusammenkam. In meiner Familie schaut keiner Anime, über die Ästhetik von Filmen gibt's fast keine Gespräche - Videospiele höchstens, die hat mein Vater mir vorgespielt, als ich klein war. Das verstehe ich also. Hach, das ist alles so kompliziert und verwirrend, dass mein Gehirn bei dieser Hitze anfängt zu schmelzen. Habt ihr vielleicht Interesse daran, mich aufzuklären? Darüber, wieso ihr euch für manche Sachen interessiert, damit ich das verstehen kann?

Montag, 19. Juni 2017

Die erheiternde Geschichte des Paul Läufer - Kapitel 01 - Gerettet sei mein Leben

Leben ist eine Qual. Deswegen saß ich jetzt da, auf dem Rand eines Daches, herabschauend auf die noch immer viel befahrene Straße. Mitten in der Nacht, in dieser großen Stadt, herrschte noch überall Leben, nur nicht in mir. Es war 23:55 Uhr - Noch fünf Minuten wollte ich mir Zeit nehmen. Das Toben auf den Straßen, die ganzen Motoren, die Leute, die vor Trunkenheit laut durch die Straßen und Gassen brüllen, raubte mir noch meine letzte Ruhe, also hielt ich die Ohren zu. Es wurde ruhig. So ruhig. Ich konnte endlich meine Gedanken hören, wobei jeder von ihnen eigentlich nur noch das Gleiche sagte: "Bring dich um"
Ich stand auf. 23:59 Uhr. Ich schloss die Augen und begann langsam mich nach vorne zu beugen. Plötzlich packte mich jemand und zerrte mich von der Kante weg.
"Der Nächste, der springen will? Könnt ihr das nicht woanders machen?!", brüllte mich eine Frau an.
"Ich, also ... Was? Wieso haben Sie ..."
"Jetzt beruhig dich mal, Kindchen. Wenn du's so eilig mit 'm Sterben hast, dann mach's wenigstens woan'ers, wo's weniger Leute stört. Ich mein, stell dir vor, du wärst auf wen draufgefallen. Das hätt' 'er bestimmt nich' überlebt"
"Also ..."
Selbst im Tot hätte ich noch jemanden mitgerissen. Na super. Ich bin wirklich zu nichts zu gebrauchen.
Das Dach war einfach nur eine große Fläche mit einem kleinen Häuschen drauf, was einem zur Treppe des Hochhauses führte. Nur wir zwei waren da. Diese Frau hatte gerade mein Leben gerettet und ich stand nur stotternd da. Langsam bewegte ich meine Augen vom Boden nach oben. Zuerst sah ich blaue Flip-Flops, danach eine gelbe Jogginghose, anschließend ein bisschen bauchfrei, gefolgt von einer gelben Joggingjacke. Traute ich mich nun weiter und würde ihr ins Gesicht blicken? Ja, wenigstens einmal sollte ich diese Frau gesehen haben, dachte ich. Sommerflecken, eine kleine Stupsnase, blaue Augen, orangene Haare, die ihr gerade bis zum Hals reichten.
"Wer bist 'n du eigentlich?", fragte sie.
"Ich bin Paul. Und Sie?"
"Sieh mal einer an, du kannst ja doch sprechen. Ich bin Nadine. Also, was hast du für Sorgen?"
Ich erkannte es spätestens jetzt. Ich war nicht der Erste, der sich hier herunter stürzen wollen würde. Ich hatte die Vermutung, sie würde regelmäßig auf dem Dach nachsehen, ob jemand springen will.
"Ich bin nicht der Erste, oder?"
"Ganz bestimmt nicht. Mitternacht ist 'ne beliebte Zeit hier. Deswegen gehe ich jede Nacht hier nachsehen, ob es nicht schon wieder irgend'n Vollidiot versucht. Heute bist du hier. Also, was is' los?"
"Nun ..."
Es ist Zeit, meine Lebensgeschichte zu erzählen.


Paul Läufer, 18 Jahre alt und lebensmüde. Mit 17 eine Ausbildung im Handwerk begonnen und kein Stück glücklich damit. Zwei Eltern, die sich regelmäßig streiten und mich nicht bei meinem Traum unterstützen wollen - Filme machen. Seit ich 10 bin, laufe ich mit einer Kamera durch die Straßen und Wälder und filme drauf los. Von Kreativität halten meine Eltern nur nicht viel und aufgrund miserabler Noten sitze ich im Handwerk, weil's ja sonst kein Spinner mehr machen will. Ich quäle mich jeden Tag nur ab. Eigentlich hatte ich schon längst keine Lust mehr. Nach dem Abgang nach der Zehnten habe ich auch niemanden mehr, den ich als Freund bezeichnen würde. Es ist langweilig geworden. Ich sitze jeden Tag nur vor dem PC, weil ich keine Ahnung habe, was ich sonst tun soll. Und Interesse kann ich auch für nichts aufbringen. Ich mag kein Sport und andere Hobbys sind auch einfach nur noch anstrengend. Deswegen beschloss ich, mein Leben zu beenden.

"Ah, die Ausbildung, die du nicht willst, die Eltern, die dich nicht lieben - alles schon gehört. Aber sag ma', Handwerk? Du kommst nicht wirklich von hier, was?"
"Nein. Ich hab mir diese Woche Urlaub genommen und bin extra nach Hamburg gefahren, weil ich mir ziemlich sicher war, hier wäre ein Gebäude hoch genug für einen schnellen Aufprall"
"Interessant. Bin noch nie jemandem von außerhalb begegnet, der sich hier umbringen wollte"
"Soll ich mich jetzt geehrt fühlen?"
"Für kleine Späße bist'e also noch zu haben. Du hast bestimmt keine Unterkunft für die Nacht, oder?"
"Nein. War ja immerhin nicht eingeplant"
"Willst du immer noch springen?"
"Morgen vielleicht?"
"Tz. Komm mit. In meiner Wohnung ist genug Platz"
"In deiner Wohnung?"
Sie seufzte. "Schüchtern?"
"Nein. Schon gut. Ich komme ja schon"

Eine wahrlich große Wohnung. Eine Fensterwand, mit der man nach draußen schauen konnte. Ein großes Wohnzimmer mit einem Flatscreen an der Wand und einer Couch und einem Sessel davor, dazwischen ein kleiner Kaffeetisch. Direkt daran angeschlossen war die Küche. Klein, aber fein. Eine Theke trennte Wohnzimmer und Küche.
"Du kannst auf der Couch schlafen. Das Bad ist da hinten", sie zeigte in einen Flur, der neben der Küche war, "Und gleich dahinter ist mein Schlafzimmer. Das ist Tabu, verstanden?"
"Ja, klar"
"Gut. Also, bist du eher 'n Nachtmensch oder fängst lieber frühs den Wurm?"
"Na ja, Handwerker hier, also im Prinzip bin ich gezwungener Frühaufsteher. Aber ich bleibe eigentlich lieber lange auf"
"Fantastisch, ich auch. Du hast vorhin erzählt, du würdest gerne Filme machen, richtig? Lust auf 'nen Film?"
"Ähm, warum nicht?"
Sie war überraschend entgegenkommend. In diesem Augenblick war ich ein wenig glücklich, dass sie es war, die mein Leben rettete.

Sonntag, 18. Juni 2017

Als für einen Augenblick die Kreuze fielen

Gestern war ich auf dem Abiball meiner ehemaligen Klassenkameraden. Für wen sich das vielleicht komisch anhört: Im letzten Blogpost erzählte ich, dass ich noch mitten während der elften Klasse abging. Nun, jetzt möchte ich vom gestrigen Abend erzählen und was mir dabei durch den Kopf ging.

Das Erste, was mir schon wirklich Gänsehaut gab, war ein Moment während des Abendmahls. Nachdem ich fertig war, erhob ich kurz meinen Kopf, dachte nichts und hörte plötzlich all diese Menschen im großen Saal. Mit einem Schlag wurde mir klar, dass ich etwas verändern muss. Mir wurde klar, dass ich vorher nur die ganze Zeit auf den Boden oder an die Decke starrte, aber meine Augen sich niemals auf Augenhöhe wiederfanden. Mir wurde klar, dass ich nicht alleine an diesem Abend sein werde, da dort so viele Menschen sind, die ich kenne, aber auch nicht kenne und kennenlernen kann. Kennt ihr das Ende des Filmes/Manga "A Silent Voice"? Falls ja: Stellt euch vor, mir wäre das passiert. Da nahm ich mir für diesen Abend vor, nicht der verklemmte Typ zu sein, der ich sonst bin.

Das funktionierte sogar in der Nacht. Lange passierte irgendwie nichts. Mir war langweilig und ich lief hin und her. Dann saßen die Klassenkameraden, mit denen ich wohl am meisten Zeit in den letzten Jahren verbrachte, gemeinsam an einem Tisch und ich setzte mich dazu. Wir unterhielten uns ein wenig über Kleinigkeiten und die zwei Mädchen am Tisch gingen auf die Tanzfläche. Zwei Lieder lang überlegte ich, was ich nun tun würde. Spießig sitzen bleiben oder einfach mal Spaß haben? Mich einfach mal für einen Abend gehen lassen? Der Gedanke machte mich nervös. Würde es irgendwie komisch sein, wenn ich einfach auf die Tanzfläche gehe? Sehe ich dann seltsam aus, wenn ich tanze? Ich kann doch gar nicht tanzen! Anschließend schmiss ich meinen Hut auf den Tisch, sprang auf und ging einfach auf die Tanzfläche zu den beiden Mädchen. Ich fing an zu tanzen, meine Arme ein wenig zu bewegen, im Rhythmus hin und her zu, tja, gehen(?). Jedenfalls hatte ich Spaß dabei. Niemand fand's komisch. Höchstens lustig, weil ich wirklich für Stimmung sorgen wollte. Ein Freund, der noch am Tisch saß, traute sich gar nicht, mitzutanzen und ich wollte ihn dazu bringen. Ist mir später sogar gelungen. Ich trank sogar gemeinsam einen Schnaps mit meinen ... Freunden. Ich habe einfach mal den Kopf ausgemacht. Einfach mal die Sorgen vergessen. Mich einfach mal gehen lassen. Ich hatte sorgenlos Spaß für einen Abend. In der Retrospektive fühlt sich das irgendwie komisch an. Ich bin das nicht gewohnt, einfach mal meinen Kopf auszumachen. Das würde ich gerne öfter tun, aber in Zukunft wird es wohl kein Fest mehr geben, wo so viele Leute sind, die ich kenne.

Auf alle Fälle ist mir noch etwas klar geworden. Ein Thema, was hin und wieder auch mal von Klassenkameraden angesprochen wurde: Das war das letzte Mal, dass ich all diese Menschen sah. Und in Klassentreffen kommen ja bekanntlich nie alle zusammen. Wahrscheinlich war das nochmal ein Grund mehr, warum ich mich tatsächlich dazu überwand, mich gehen zu lassen. Das war das letzte Mal, dass ich so einen Spaß mit all diesen Menschen haben konnte. Die Menschen gehörten früher alle zu meinem Alltag und ich sah sie gerne. Seit einem Jahr aber hatte ich einen anderen Alltag als sie während meiner Ausbildung. Und jetzt wird sich auch für sie alles ändern. Jetzt wird mir klar, dass niemals etwas mehr so sein wird, wie es einmal war. Man kann die Vergangenheit nicht einfach wieder herbei wünschen. Das wäre auch Schwachsinn. "Es geht immer irgendwie weiter.", war ein Satz, den ich an diesem gestrigen Abend nicht nur einmal hörte. Sogar aus meinem eigenen Mund. Noch kurz bevor ich anfing, diesen Post hier zu schreiben, dachte ich darüber nach, dass ich, glaube ich, gerne einen Neustart hätte. Jetzt, wo sowieso nie mehr etwas sein wird, wie es einmal war, würde es mir vielleicht helfen, einfach nochmal wo anders von vorne anzufangen. Ich wünschte nur, das wäre so einfach. Einige haben mir bereits geschrieben, dass ich vielleicht umziehen sollte und ich sage euch: Ich würde das unheimlich gerne. Aber ohne Geld ist das nicht so einfach.

Donnerstag, 15. Juni 2017

Wer ich bin und wie ich mein Leben vor den Baum fuhr

Reden wir nicht lange um den heißen Brei, denn wer diesen Blog fand, wird sicherlich schon wissen, wer ich bin: Starkev, oder Kevin, und was viele bestimmt auch schon mitbekommen haben: Ich bin depressiv.

Alles fing vor ungefähr drei Jahren an. Ich war (und bin wohl noch immer) schwer verliebt gewesen in ein Mädchen. So weit so normal, aber dann erfuhr ich in der letzten Schulwoche der neunten Klasse am Dienstag in der Hofpause, dass sie die Schule wechseln würde. Der Schock saß tief, gerade, wo ich dabei war, mich mit ihr anzufreunden. Ich verlor die Kontrolle über mich und schrieb ihr ziemlich dumme und verzweifelte Sachen übers Handy. Bis heute habe ich sie nie wieder gesehen. Das ist das Ereignis, dass meine Depression lostrat, ins Rollen bewegte. Nicht viel später, noch im Oktober des gleichen Jahres, kam dann jedoch ein Hoffnungsschimmer auf, als ich glaubte, eine Beziehung übers Internet einzugehen. Allerdings fing dieses Mädchen zwei Beziehungen auf einmal an und entschied sich, natürlich, nicht für mich. Auch hier kam der Rückschlag wieder sehr plötzlich, als sie mir das eines Tages einfach so erzählte.
Danach ging's so richtig los mit meinen Depressionen. Noten verschlechtern sich, die Lust an der Schule sinkt und sinkt. Durch die zehnte Klasse auf dem Gymnasium kämpfte ich mich noch, die Elfte begann ich auch noch, aber ich konnte es einfach nicht mehr aushalten. Noch mitten während der Elften brach ich die Schule ab. Anschließend hatte ich den Rest bis zum nächsten Ausbildungsstart für mich. Eine Zeit, in der ich mir um nichts Sorgen machte. Freundin? Egal, obwohl ich während der Schulzeit so verzweifelt nach einer strebte. Es war einfach die Zeit gekommen, in der ich glaubte, alles zu überwinden beziehungsweise überwunden zu haben.
Wie man sich irren kann. Nicht lange nach Ausbildungsstart begannen meine Sorgen erneut. Schlimmer als zuvor, mit heftigen Selbstmordgedanken bis heute. Es gab sogar einen Tag, an dem ich mit dem festen Ziel, mein Leben zu beenden, aufwachte und diesen Gedanken den ganzen Tag mit mir rumtrug.

Das ist ein Tag, auf den ich in diesem Blogbeitrag ausführlich eingehen möchte. Es war ein Tag, der nicht seltsamer hätte sein können, und dass obwohl nichts besonderes passierte, denn es war ein Ausbildungstag wie jeder andere auch. Die Nacht zuvor dachte ich lange darüber nach: Was würde sein, wenn ich es einfach beenden würde? Hier und jetzt? Ich wollte das alles nicht mehr und, zugegeben, ich bin ein Weichei, eine Mimose, ich ertrage nicht viel. Das Unglück, was ich all die Jahre mit mir herumtrug, schwappte aus dem Fass meines Leben einfach über. Nicht ein Tropfen Glück war da drin, dachte ich.
Die Busfahrt am frühen Morgen: 6.05 Uhr kommt der Bus, knapp 45 Minuten fahre ich mit ihm. Ans Fenster angelehnt, mit geschlossenen Augen, hatte ich den Entschluss gefasst. Ich würde es machen. Ich überlegte wie. Ich wollte einfach in den Wald rennen und erfrieren. Das war zur einer Zeit, wo es noch sehr kalt war. Um 7:00 Uhr komme ich an der Arbeit an, pünktlich zu Beginn. Kurz dem Ausbilder zugehört und dann das Handy geschnappt und meinen Freunden geschrieben, was ich vorhabe und den Messenger, mit denen ich mich mit ihnen unterhalte, im Anschluss gelöscht. Kurz entschied ich mich noch dazu, einen weiteren Freund, der in meinem Umfeld wohnt, darüber in Kenntnis zu setzen. An diesem Tag machte ich nichts auf der Arbeit. Ich vergaß die Welt um mich. Ich hasste alles und jeden. Ich kenne dieses Gefühl, wie einfach jegliche Lebensmotivation verschwunden ist, noch heute. Ich war nur noch eine Hülle. Es ist schon fast gruselig, wenn ich jetzt darüber nachdenke. In diesem Augenblick war ich schon fast glücklich darüber, es zu beenden. Ich freute mich darauf. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich freute mich darauf, mich umzubringen.
Feierabend - Ich laufe alleine zum Bus Richtung Heimat. Zu Anfang der Fahrt entschied ich mich doch dazu, den Messenger nochmal zu installieren und begann mit meinen Freunden zu reden. Im Anschluss darauf weinte ich noch während der Busfahrt und realisierte, wie dumm ich war.

Doch auch wenn ich schon längst verstand, dass das kein Ausweg ist, verliere ich diesen Gedanken nicht. Ständig und immer wieder ist das Verlangen da, ein heftiges Verlangen, zu sterben. Ich weiß selbst, wie abscheulich ich bin und kann es nicht ändern. Dass ich depressiv bin und meine Lebenssituation verabscheue und keinen Ausweg aus ihr weiß, hilft dabei natürlich kein Stück. Von daher will ich diesen Blog wiederbeleben und über das schreiben, was mir gerade so in den Sinn kommt.